Ein paar unbezahlte Rechnungen, ein laufender Kredit, Anschaffungen über Ratenzahlungen: Den Überblick über die eigenen Finanzen zu halten fällt vielen Menschen schwer. Umso schwieriger wird es, wenn die offenen Forderungen nicht mehr bezahlt werden können. Wer in der Schuldenfalle sitzt, fühlt sich mit seiner Situation meist maßlos überfordert.
An dieser Stelle ist es sinnvoll, sich bei einem Außenstehenden Hilfe zu holen. Beratung und Unterstützung findest Du in diesem Fall bei einer Schuldnerberatung. Dort kann man Dir helfen, einen Überblick über die angehäuften Forderungen zu bekommen, Deine Finanzen zu sortieren und geeignete Schritte einzuleiten, um Deine Schulden abzubauen.
Wir erklären, welche Schuldnerberatungsstellen es gibt, wie eine Schuldnerberatung abläuft und ob dafür Kosten anfallen.
Wann ist eine Schuldnerberatung sinnvoll?
Viele Verschuldete möchten sich ihre Situation zunächst nicht eingestehen und versuchen ihre Schulden durch die Aufnahme von Krediten oder das Leihen von Geld bei Familie oder Freunden zu bezahlen. Meist gelingt der Weg aus der Schuldenfalle damit allerdings nicht. Deshalb gilt: Je früher Du Dir Hilfe suchst, desto besser. Bist Du Dir Deiner Überschuldung bewusst, weißt aber nicht, wie Du Deine finanziellen Probleme lösen kannst, ist der Weg zur Schuldnerberatung sinnvoll.
Beratungsstellen wie die Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt bieten auch eine anonyme Online-Beratung an, wo Du Dir erste Unterstützung suchen kannst. Je nach Situation lässt sich ein persönliches Gespräch jedoch meist nicht vermeiden. Dabei kannst Du Dir allerdings sicher sein, dass dort alles vertraulich behandelt wird. Da es bei öffentlichen Schuldnerberatungsstellen lange Wartezeiten von einigen Monaten gibt, solltest Du Dich frühzeitig um einen Termin bemühen. In besonders dringenden Fällen, z. B. bei Verlust der Wohnung oder auch einer Konto- oder Gehaltspfändung, sind meist auch kurzfristige Termine möglich.
Bei welchen Stellen finden Schuldner Hilfe?
Wenn Du Schulden hast, musst Du mit der Situation nicht allein klarkommen. In Deutschland gibt es mehr als 1.400 Schuldnerberatungsstellen, die Hilfe für Schuldner anbieten. Die dort angestellten Schuldenberater verfügen über eine professionelle Ausbildung und kommen aus unterschiedlichen Bereichen von sozialer Arbeit über das Bankenwesen bis hin zur Rechtswissenschaft.
Grundsätzlich gibt es für die Schuldnerberatung verschiedene Anlaufstellen:
- Gemeinnützige Organisationen
Wer einen Weg aus der Überschuldung sucht, findet bei gemeinnützigen Organisationen wie der Caritas, der Diakonie, der Arbeiterwohlfahrt oder auch dem Deutschen Roten Kreuz kostenlose Hilfe.
- Verbraucherzentralen & kommunale Beratungsstellen
Neben Caritas und anderen Organisationen bieten auch Verbraucherzentralen oder kommunale Beratungsstellen eine Beratung für Schuldner an.
- Anwälte
Schuldner haben auch die Möglichkeit, sich direkt von einem Anwalt, z. B. einem Fachanwalt für Insolvenzrecht, zu ihrer Situation beraten zu lassen. Diese Form der Schuldnerberatung kann vor allem für Selbstständige bei Überschuldung, strittigen Forderungen der Gläubiger oder als Insolvenzberatung sinnvoll sein. Im Gegensatz zu den gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen ist diese Beratung allerdings nicht kostenlos.
Wie läuft die Schuldnerberatung ab?
Den meisten Menschen mit Schulden fällt es schwer, sich jemandem anzuvertrauen. Deshalb ist es absolut nachvollziehbar, dass Du zunächst wissen möchtest, was Dich bei einer Schuldnerberatung erwartet. Das wichtigste vorab: Um einen Weg aus den Schulden zu finden, ist eine Beratung nicht ausreichend. Vielmehr solltest Du Dich darauf einstellen, dass mehrere Termine bei der Beratungsstelle notwendig sind.
Um Dir die bestmögliche Hilfe anbieten zu können, muss der Schuldenberater sich zunächst mit Deiner Situation vertraut machen. Daher läuft eine Schuldnerberatung in der Regel in verschiedenen Schritten ab.
Schritt 1: Der erste Überblick
Bei Deinem ersten Termin verschafft sich der Schuldenberater zunächst einen Überblick über Deine Situation. Das bedeutet zu klären, wie hoch die Überschuldung ist und wie es zu den Schulden gekommen ist. Außerdem werden zu Beginn der Beratung zunächst wichtige Fragen zu Deiner finanziellen Situation geklärt:
- Wie hoch sind Deine Einnahmen und Ausgaben?
- Wie viele Schulden sind insgesamt vorhanden?
- Lassen sich Sparpotenziale erkennen?
- Werden alle Sozialleistungen in Anspruch genommen, die dem Schuldner zustehen?
Damit Du zusammen mit dem Schuldenberater schnell einen Plan für den Weg aus der Überschuldung entwickeln kannst, solltest Du schon zu dem ersten Termin alle verfügbaren Unterlagen (offene Rechnungen, Mahnungen etc.) mitbringen. Wenn es nötig ist, kann der Berater Dir auch schon direkt bei ersten Sofortmaßnahmen, z. B. bei der Einrichtung eines Pfänderschutzkontos, helfen.
Schritt 2: Prüfung der Forderungen
Nach einer ersten Bestandsaufnahme der Unterlagen stellt der Schuldenberater die Forderungen aller Gläubiger zusammen. Anhand dieser Aufstellung wird geprüft, ob die Forderungen an den Schuldner berechtigt sind oder ob ein Gläubiger z. B. zu hohe Mahngebühren verlangt hat. Dieser Schritt ist wichtig, um die geeigneten Maßnahmen zur Schuldenregulierung, z. B. einen Schuldenbereinigungsplan oder ein Verbraucherinsolvenzverfahren (Privatinsolvenz), auf den Weg zu bringen.
Auf Wunsch übernimmt die Beratungsstelle auch den gesamten Schriftverkehr und die Verhandlungen mit Deinen Gläubigern. Die gesamte Kommunikation wird dann über die Schuldenberatungsstelle abgewickelt, sodass Du selbst keine Post mehr von Deinen Gläubigern bekommst. Viele Betroffene empfinden diese Möglichkeit als enorme psychische Entlastung.
Schritt 3: Planung der Schuldenregulierung und weiterführende Beratung
Die Schuldnerberatung bietet in der Regel eine umfassende Hilfe für Schuldner an. Dein Berater kümmert sich nicht nur um die aktuellen Schulden, sondern kann Dir auch dabei helfen, wie Du mit einem Haushaltsbuch den Überblick über Deine Finanzen behältst und unnötige Ausgaben vermeiden kannst. Diese Leistungen werden meist von den Schuldenberatungsstellen der gemeinnützigen Organisationen angeboten. Die Schuldnerberatung beim Anwalt konzentriert sich meist ausschließlich auf die finanziellen und rechtlichen Fragen. Andere Beratungsstellen versuchen dagegen auch eine umfassende soziale Betreuung zu leisten. Die dortigen Experten sind häufig auch mit anderen sozialen Einrichtungen vernetzt und können zusätzlich zu den Schuldnerberatungen auch Termine bei Beratungsstellen für Familien, dem Jobcenter oder dem Wohnungsamt vermitteln. Ziel ist es, nicht nur die aktuellen Schulden mit Hilfe der Beratung abzubauen, sondern auch einer zukünftigen Überschuldung vorzubeugen.
Wie finde ich den richtigen Schuldenberater?
Wer Schulden hat, ist mit einem Gang zu einer anerkannten Schuldnerberatungsstelle wie z. B. der Caritas oder einer Verbraucherzentrale gut beraten. Natürlich kannst Du auch zu einer anderen Beratungsstelle gehen, in diesem Fall solltest Du den Beratungsvertrag allerdings genau prüfen. Unabhängig davon, wo Du Dich beraten lässt, solltest Du eine Sache unbedingt beachten: Dein Berater sollte eine Bescheinigung nach Paragraf 305 der Insolvenzordnung ausstellen können. Diese ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Du als Schuldner in ein Verbraucherinsolvenzverfahren gehen kannst. Die Bescheinigung belegt, dass Du Dich um eine Einigung mit Deinen Gläubigern bemüht hast. Gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen und Anwälte sind dazu berechtigt, eine solche Bescheinigung auszustellen. Ist eine Beratungsstelle das nicht, solltest Du Dir lieber woanders Hilfe suchen.
Abgesehen von diesen formalen Kriterien ist es natürlich auch wichtig, dass Du Dich mit der Beraterin oder dem Berater verstehst und Vertrauen aufbauen kannst. Denn nur dann, wenn Du offen über Deine finanzielle Situation sprechen kannst, lässt sich eine Lösung für den Weg aus der Schuldenfalle finden.
Wichtig: unseriöse Beratungsangebote vermeiden
Der Begriff „Schuldenberater“ ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Deshalb gibt es in diesem Bereich viele kommerzielle Anbieter, die Schuldner gezielt ansprechen und ihnen eine „Finanzsanierung“ oder „Schuldenhilfe“ anbieten. Leider handelt es sich dabei in der Mehrzahl um unseriöse Angebote, die Deine Lage zusätzlich verkomplizieren können.
Auf der Suche nach einer Schuldnerberatung solltest Du grundsätzlich Anbieter vermeiden, die in ihrem Beratungsvertrag eine Rechtsberatung ausschließen. Denn Berater ohne Rechtsdienstleistungsbefugnis können keine wirksamen Schuldnerberatungen leisten. Sie arbeiten zwar häufig mit Anwälten zusammen, allerdings entstehen für die Schuldenberatung dadurch hohe Kosten. Abgesehen von dem Beratungsvertrag solltest Du außerdem keine weiteren Verträge, z. B. für bestimmte Versicherungen oder auch neue Kredite, unterschreiben. Diese bedeuten nämlich eine zusätzliche finanzielle Belastung, die Du in Deiner Situation nicht gebrauchen kannst.
Wie hoch sind die Kosten für eine Schuldnerberatung?
Ob und welche Kosten für die Schuldnerberatung anfallen, hängt davon ab, wo Du Dich beraten lässt. Bei gemeinnützigen, staatlichen und öffentlichen Schuldnerberatungsstellen können Schuldner sich kostenlos beraten lassen. Bei einem Anwalt oder einem privaten Dienstleister musst Du für die Schuldenberatung allerdings mit Kosten rechnen. Bevor Du einen Beratungsvertrag unterschreibst, solltest Du Dir eine transparente Auflistung der anfallenden Kosten geben und Dir erklären lassen, welche Leistungen Du bezahlen musst. Möchtest Du eine Beratung bei einem Anwalt in Anspruch nehmen, kannst Du eine Kostenübernahme beim Amtsgericht beantragen. Dies geht mit Hilfe eines Beratungsscheins. Allerdings wird dies in der Regel dann gewährt, wenn Du die erforderliche Bescheinigung für eine Privatinsolvenz benötigst. Wird der Antrag bewilligt, musst Du lediglich eine Zuzahlung von 15 Euro leisten.
Fazit: Mit einer Schuldnerberatung findest Du den Weg aus der Schuldenfalle
Wenn Du Schulden hast, solltest Du Dir so früh wie möglich Hilfe suchen. Fällt es Dir schwer, Dich Familien oder Freunden anzuvertrauen, bietet Dir eine Schuldnerberatung nicht nur finanzielle, sondern auch soziale Beratung und Unterstützung. Mit einer kompetenten Unterstützung in dieser schwierigen Situation wird es nämlich in der Regel deutlich leichter, Lösungen zu finden und nicht nur die bestehenden Schulden abzubauen, sondern auch neue Schulden zu vermeiden.