Nehmen wir an, eine Person hat bereits einige Jahre in ihre Lebensversicherung einbezahlt. Während der Laufzeit wird nun unerwartet Geld benötigt. Da die entsprechenden Mittel aufgrund eines finanziellen Engpasses nicht selbstständig aufgebracht werden können, liegt es wohl nahe, die Lebensversicherung zu kündigen oder zu verkaufen. Jedoch gibt es hier noch eine weitaus bessere Alternative als die Kündigung: das Policendarlehen. Doch was ist das eigentlich? Mit einem Darlehen dieser Art kann man eine Lebensversicherung beleihen. Der Schutz für die Versicherungsnehmerin oder den Versicherungsnehmer sowie der Hinterbliebenenschutz bleiben hierbei bestehen. Durch die Beleihung der Lebensversicherung erhält die Person die benötigten Mittel – die Versicherung dient hierbei als Sicherheit für den Kredit.
In unserem Ratgeber geben wir Dir eine Definition sowie eine Erklärung, was ein Policendarlehen ist und wie das Beleihen von Lebensversicherungen funktioniert. Außerdem haben wir alle Nachteile des Policendarlehens für Dich zusammengefasst.
Policendarlehen – was ist das?
Ein Policendarlehen ist per Definition eine Art Kredit, bei dem der Rückkaufswert einer kapitalbildenden oder fondsgebundenen Lebensversicherung als Sicherheit für die Gewährung eines Darlehens dient.
Häufig haben Policendarlehen niedrigere Zinssätze als verbraucherübliche Kredite. Bei einem Policenkredit können Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer nicht nur Lebensversicherungen beleihen, sondern auch Rentenversicherungen.
Für wen ist ein Policendarlehen geeignet?
Grundsätzlich kann jeder ein Policendarlehen aufnehmen, der eine Lebens- oder Rentenversicherung mit entsprechend angespartem Kapital hat und Geld aufgrund eines finanziellen Engpasses benötigt.
Einige Bedingungen müssen die privaten Versicherungen aber erfüllen:
- Es handelt sich um nicht geförderte Verträge (z. B. sind keine Riester- oder Rürup-Verträge erlaubt).
- Die Lebensversicherung wurde bei einem deutschen Versicherer Unter Umständen werden auch andere Versicherer akzeptiert.
- Der Rückkaufswert der Lebensversicherung ist hoch genug (1.000 Euro bei klassischen Lebensversicherungen mit Garantie, 1.667 Euro bei fondsgebundenen Verträgen).
- Die Kreditsumme ist hoch genug: Die Darlehenssumme muss mindestens 1.000 Euro Manche Anbieter akzeptieren auch nur Mindestsummen ab 2.500 oder 5.000 Euro.
Wie funktioniert das Beleihen von Lebensversicherungen?
Beleihen Versicherungsnehmerinnen oder Versicherungsnehmer ihre Lebensversicherung, so erhalten sie einen Kredit, in dem die Police für den Darlehensgeber als Sicherheit dient. Hierbei muss er nicht auf den Schutz des Versicherungsvertrags verzichten, erhält aber trotzdem das benötigte Geld.
Diese Art der Kreditabwicklung beschreibt ein endfälliges Darlehen. Das bedeutet, dass beim Policendarlehen lediglich die Zinsen während der Laufzeit gezahlt werden. Am Ende des Vertrags wird dann die gesamte Darlehenssumme auf einmal zurückgezahlt. Somit findet während der Laufzeit keine Tilgung statt. In bestimmten Fällen gibt es Ausnahmen, welche eine Sondertilgung während der Vertragslaufzeit zulassen. Diese Variante stellt das Gegenstück zum üblichen Ratenkredit dar, dessen Kreditrate stets aus Zinsen und einem Tilgungsanteil besteht. Der maximale Darlehensbetrag wird hier durch den garantierten Rückkaufswert der Police bestimmt. Als Sicherheit für den Darlehensgeber wird der Originalvertrag durch die Versicherungsnehmerin oder den Versicherungsnehmer der Versicherung übergeben.
Welche Lebensversicherungen kann man beleihen?
Grundsätzlich können Versicherungsnehmerinnen und Versicherungsnehmer sowohl kapitalbildende Renten- und Lebensversicherungen sowie fondsgebundene Versicherungen beleihen.
Je nach Anbieter gibt es aber auch weitere Möglichkeiten, ein Policendarlehen aufzunehmen:
- Kapitallebensversicherung
- Direktversicherungen mit Eigenanteilen
Nicht beliehen werden können:
- Staatlich geförderte Produkte (Riester-Rente, Rürup-Rente, etc.)
- Risikolebensversicherung
- Direktversicherungen ohne Eigenanteile
- Ausländische Policen
In den meisten Fällen ist es also definitiv möglich, eine Kapitallebensversicherung zu beleihen, die somit auch häufig für den Zweck eines Versicherungsdarlehens verwendet wird. Risikolebensversicherungen hingegen können nicht beliehen werden. Dies liegt an der, mit dem Namen bereits feststellbaren, Unsicherheit der Versicherung für den Darlehensgeber. Auch Versicherungsprodukte wie Riester-Renten, die der Staat fördert, werden von den Anbietern nicht zur Beleihung der Police freigegeben.
Wo erhält man ein Policendarlehen?
Meist bieten Banken oder Versicherer Policendarlehen an. Zusätzlich gibt es auch darüber hinaus externe Vermittler, die Dich dabei unterstützen, die Lebensversicherung zu beleihen und das benötigte Geld zu erhalten.
Grundsätzlich gilt: Bevor Du den Anbieter Deines Policendarlehens auswählst, um Deine Lebensversicherung zu beleihen, solltest Du Dich über Dein Risiko bzw. Deine eigene Absicherung bei dieser Darlehensvariante sowie über die Seriosität des Anbieters informieren. Achte beispielsweise darauf, ob Einschränkungen des Versicherungsschutzes mit dem Vertrag einhergehen sollen.
Voraussetzungen zum Beleihen der Lebensversicherung
Um eine Lebensversicherung zu beleihen, muss die Versicherung mit einem langfristigen Sparvorgang abgeschlossen worden sein. Der Vertrag sollte bereits einige Jahre laufen und Kapital angespart haben. Der Beleihungswert der Lebensversicherung darf maximal so hoch wie der Rückkaufswert der Police sein.
Jeder Anbieter eines Policendarlehens hat die Möglichkeit, seine Voraussetzungen individuell festzulegen:
- Lebensversicherung nur mit Rückkaufswert: Wie bereits zuvor aufgezeigt, darf aus diesem Grund auch keine Risikolebensversicherung angeboten werden. Der Rückkaufswert bestimmt nicht nur den Darlehensbetrag, sondern ist auch für den Anbieter ein entscheidender Sicherheitsfaktor.
- Volljährigkeit: Das Mindestalter von 18 Jahren wird fest vorgeschrieben. Auch eine Altersbegrenzung nach oben kann bei verschiedenen Anbietern
- Hauptwohnsitz in Deutschland: Da keine Policen aus dem oder für das Ausland unterstützt werden, ist auch der ständige Wohnsitz in Deutschland ein Muss für die Versicherungsnehmerin oder den Versicherungsnehmer.
- Kein Schufa-Eintrag oder zumindest grundsätzliche Bonität: Je nach Anbieter wird die Bonität entweder ganzheitlich oder rein über die Schufa Wer hier keinen guten Eindruck hinterlässt, hat leider auch keine Chance, seine Lebensversicherung für ein Darlehen nutzen zu können.
Darf ein Anbieter die Police einfach verkaufen?
Im Normalfall geht die Police nach Ablauf der Laufzeit des Darlehens wieder an die Versicherungsnehmerin bzw. den Versicherungsnehmer zurück. Wird der Gesamtbetrag nach der vereinbarten Laufzeit allerdings nicht beglichen, kann der Darlehensgeber die Lebensversicherung verkaufen. In diesem Fall erhält er, statt dem Geld der Kreditnehmerin oder des Kreditnehmers, den Rückkaufswert der Versicherung. Da der Anbieter den Versicherungsschein der Lebensversicherung besitzt, kann er sich das ausstehende Geld ohne Probleme einfordern. Somit ist ein Beleihen der Lebensversicherung nur dann ratsam, wenn Du die Rückzahlung der Darlehenssumme auch realistisch einschätzen kannst.
Beleihung einer Lebensversicherung: Konditionen für das Policendarlehen
Die Konditionen für ein Policendarlehen werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Gerade die Laufzeit, die steuerliche Behandlung und die Sicherheiten spielen hier eine große Rolle. Wir erklären Dir, was es bei diesen Hauptfaktoren zu beachten gibt und wie Du Deine Versicherung richtig beleihst.
Welche Laufzeit ist für ein Policendarlehen geeignet?
Im Normalfall liegt die Laufzeit eines Policendarlehens je nach Anbieter zwischen drei Monaten und zehn Jahren. Ratsam wäre allerdings eine möglichst kurze Laufzeit zu vereinbaren, um die Kreditkosten gering zu halten.
Um die Sicherheit der Lebensversicherung voll auszuschöpfen, sollte man zudem darauf achten, den Kredit noch vor Ablauf der Versicherung zurückzuzahlen. Auch anderweitige Planungen, wie die Investition in die Rente, sollten bei einer Festlegung der Laufzeit bedacht werden. Gerade für Senioren wird die Lebensversicherung immer wichtiger und kann als finanzielle Spritze dienen.
Braucht man Sicherheiten, um eine Lebensversicherung beleihen zu können?
Das Beleihen der Lebensversicherung dient letztlich nur einem Zweck: Ein gewisser Geldbetrag wird noch vor Ausschüttung der Versicherung benötigt. Im Falle des Policendarlehens dient die Police als ausschlaggebende Sicherheit für den Darlehensgeber. Da diese in der Regel schon etwas umfangreicher und zudem sehr verlässlich ist, werden neben dem Versicherungsvertrag somit keine weiteren Sicherheiten benötigt.
Welche Kreditsummen kann ich beim Beleihen der Lebensversicherung erhalten?
Der Darlehensbetrag darf in der Regel nicht zu niedrig ausfallen. Bei den meisten Anbietern muss die Darlehenssumme daher mindestens 1.000 Euro betragen. Andere Kreditgeber setzen sogar eine Kreditsumme von 2.500 oder 5.000 Euro voraus.
Fällt beim Policenkredit eine Vorfälligkeitsentschädigung an?
Im Gegensatz zu einem normalen Ratenkredit haben Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer bei der Rückzahlung eines Policendarlehens den Vorteil, dass in der Regel keine Vorfälligkeitsentschädigung bei Zahlung in einer Summe erhoben wird. Eine Vorfälligkeitsentschädigung wird üblicherweise bei Ratenkrediten fällig, weil dem Kreditgeber bei einer vorzeitigen Rückzahlung der Darlehenssumme in einem einzelnen Betrag Zinseinnahmen fehlen. Das ist zwar grundsätzlich auch bei der Rückzahlung eines Policendarlehens der Fall, jedoch verzichten fast alle Anbieter auf eine solche Entschädigungszahlung.
Beeinflusst der Rückkaufswert der Lebensversicherung die Darlehenssumme?
Der Rückkaufswert der Versicherung definiert die Vorgabe für die Darlehenssumme. Es handelt sich bei diesem um den Betrag, den Versicherungsnehmerinnen oder Versicherungsnehmer bekommen, wenn sie die Lebensversicherung kündigen. Dieser ist in den meisten Fällen leider geringer als die Summe, die bereits eingezahlt wurde.
Je länger die Lebensversicherung bereits läuft, umso höher ist der Rückkaufswert und dementsprechend auch die Darlehenssumme. Im Falle eines Policendarlehens für die Lebensversicherung bildet der Rückkaufswert gleichzeitig den Beleihungswert. Beim Beleihungswert handelt es sich um die Summe, die vom Kreditgeber für eine Sicherheit (in diesem Fall die Police) ermittelt wird.
Ist ein Policendarlehen steuerschädlich?
Die Beleihung der Lebensversicherung kann dann steuerschädlich werden, wenn die Kosten hierfür in der Buchhaltung als Werbungskosten oder Betriebsausgaben deklariert werden.
Grundsätzlich sollten bei der Aufnahme des Darlehens alle Steuervorteile bestehen bleiben und nicht beeinflusst werden. Achte daher auch auf die korrekte Verbuchung der Zinsen beim Beleihen der Lebensversicherung. Gerade Zinsen sollten in der Steuererklärung nie falsch angesetzt werden. Sollte es hier zu Fehlern kommen, können die Zinsen das Policendarlehen schnell steuerschädlich machen. Vereinbare daher im besten Fall einen Termin mit Deinem Steuerberater und lasse Dich vollumfänglich aufklären.
Vor- und Nachteile von Policendarlehen
Für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer winken nicht nur Vorteile beim Beleihen der Lebensversicherung, sondern auch Nachteile:
Vorteile | Nachteile |
● Die Police stellt für Darlehensgeber eine so große Sicherheit dar, dass keine weiteren Sicherheiten benötigt werden.
● Eine Kreditchance besteht auch bei nicht optimaler Bonität. ● Eine frühzeitige Kündigung ist jederzeit möglich – meist sogar ohne Vorfälligkeitsentschädigung. ● Der Versicherungsschutz der Lebensversicherung bleibt bestehen. ● Ein Policendarlehen zieht keinen Schufa-Eintrag mit sich. ● In kurzfristiger Form ist der Kredit eventuell gewinnbringend. |
● Der Policenkredit ist ungeeignet für langfristige Finanzierungen.
● Die Zinsen für das Beleihen der Lebensversicherung werden auf die volle Kreditsumme gezahlt. ● Nicht alle Lebensversicherungen können problemlos beliehen werden (Rürup- oder Riester-Renten sind nicht möglich). ● Die Zinssätze beim Policendarlehen sind höher als übliche Zinsen. ● Es wird Geld beliehen, das selbst in die Versicherung eingezahlt wurde. ● In langfristiger Form erleidet man möglicherweise Verluste. |
Der Ratenkredit als Alternative zum Policenkredit
Während bei endfälligen Krediten wie dem Policendarlehen über eine Laufzeit nur Zinsen und erst bei Beendigung der Laufzeit ein Gesamtbetrag gezahlt werden, funktioniert der Ratenkredit genau andersherum. Ein Ratenkredit bietet Dir die Sicherheit einer wiederkehrenden, monatlichen Zahlung. Diese liefert Dir nicht nur mehr Übersichtlichkeit, sondern unterstützt Dich darin, immer nur kleine Beträge aufwenden zu müssen. Beim Policendarlehen hingegen musst Du nach Beendigung des Vertrags eine extrem große Geldsumme aufbringen können. Auch das Einbringen einer Sondertilgung gestaltet sich beim Ratenkredit unkomplizierter und wird meist befürwortet. Gerade wenn Dein Versicherungsvertrag schon lange läuft, solltest du definitiv davon absehen, diesen zu beleihen. Sichere Dir daher lieber einen Ratenkredit mit gewöhnlicher Tilgung und verzichte auf Verluste.
Fazit: Ist die Beleihung der Lebensversicherung eine Alternative zum Darlehen?
Generell sollte man sich vor der Auswahl einer Darlehensart immer die Frage stellen, wie viel Geld in welcher Zeit benötigt wird. Dies gilt auch für den Umgang mit Policendarlehen. Der Policenkredit eignet sich lediglich für kurze Laufzeiten, in denen voraussichtlich keine einzelnen Kreditraten getilgt werden können. Greife zur eigenen Absicherung am besten nur zu diesem Darlehen, wenn in naher Zukunft hohe Einnahmen, wie beispielsweise durch eine Erbschaft, erwartet werden können.
Der Ratenkredit ist dem Policendarlehen grundsätzlich überlegen. Auch im Hinblick auf die Zinsen häuft das endfällige Darlehen letztendlich mehr Kosten an als nötig – der Jahreszins eines Ratenkredits ist die günstigere Alternative. Gehe also kein Risiko ein und beleihe Deine Lebensversicherung daher nicht unachtsam, sondern wähle für Dein Geld die richtige Variante.
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