Bei einem Neubau lag der Anteil an Fertigbauten im vergangenen Jahr 2019 laut Statistiken vom BDV (Bundesverband Deutscher Fertigbau) bei knapp 21 % und damit höher als es mit knapp 14 % noch um die 2000er Jahre der Fall war. Massivhaus oder Fertighaus? Mehr und mehr Menschen entscheiden sich bei dieser Frage zugunsten der Fertigbauweise. Viele Bauherren sehen wichtige Vorteile beim Fertighaus, unter anderem mit Hinblick auf die Nachhaltigkeit, die Herstellungszeit sowie die Baukosten. Nichtsdestotrotz sind ca. vier von fünf Neubauten nach wie vor Massivhäuser – denn auch die Massivbauweise bringt ihre Vorzüge mit sich. In diesem Artikel erfährst Du, welche die relevanten Unterschiede bei der Bauweise von Fertighaus oder Massivhaus sind und welche Bauweise für Dich persönlich am besten für den Hausbau geeignet ist.

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Fertighaus vs. Massivhaus – was ist der Unterschied?

Die Massivbauweise ist die von den meisten Bauherren traditionell gewählte und durchgeführte Bauart. Massivhäuser werden vom ersten bis zum letzten Stein auf der eigentlichen Baustelle errichtet, wobei alle benötigten Baumaterialien, wie z. B. Stein, Holz, Beton, etc. vor Ort von unterschiedlichen, jeweils zuständigen Handwerkern, in der entsprechenden Reihenfolge verarbeitet bzw. zusammengebaut werden.

Fertighäuser werden dagegen in speziellen Fertigungsanlagen in Bauteilen vorgefertigt und können innerhalb von wenigen Tagen, praktisch nach dem Baukasten-Prinzip, zusammengesetzt werden. Im Vergleich zu einem Massivhaus, kommen bei der Zusammenstellung eines Fertigbaus zudem andere Materialien zum Einsatz – die Wände sind so in der Regel gedämmte und verkleidete Holzkonstruktionen.

Fertighaus oder Massivhaus? Was hat die Entscheidung für die eine oder andere Bauweise für Konsequenzen? Die unterschiedlichen Bauweisen von Massivhaus und Fertighaus haben für den Bauherren bestimmte Vorzüge und Nachteile.

Vor- und Nachteile von Fertighäusern

Fertighäuser erfreuen sich unter Bauherren zunehmender Beliebtheit. Die Vorzüge, aber auch mögliche Schwachpunkte vom Fertighaus gegenüber dem Massivhaus lassen sich an folgenden Punkten gut beleuchten:

  • die Kosten für das Fertighaus
  • der Bauprozess
  • der Wohnkomfort

Die Kosten für ein Fertighaus

Die Baukosten von einem Fertighaus können von 100.000 Euro für günstige Fertigbauten bis zu über 250.000 Euro oder mehr für eine fertige Villa mit hochwertiger Ausstattung reichen. Neben dem reinen Kaufpreis müssen für eine vollständige finanzielle Bewertung aber auch andere langfristige Aspekte mit herangezogen werden.

Bei der Entscheidung zwischen Fertighaus oder Massivhaus solltest Du z. B. berücksichtigen, dass Fertighäuser in der Regel einen im Verhältnis niedrigeren Wiederverkaufswert haben als Massivhäuser. Dieser Unterschied kann bei eine niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegen. Ein Grund dafür ist, dass Fertighäuser etwas weniger Spielraum für individuelle Gestaltung lassen, da Grundriss oder Aufteilung der Räume zwar nicht immer, aber tendenziell öfter standardisiert sind. Das schmälert die Attraktivität für Neukäufer und senkt den Verkaufspreis vom Eigenheim, schließlich hegen viele künftige Hausbesitzer den Wunsch nach einem individuellen, einzigartigen Haus. Zukünftig könnte sich dieser Nachteil vom Fertighaus jedoch etwas relativieren, da immer mehr Fertighaushersteller unterschiedliche Optionen zur Individualisierung anbieten.

Ein weiterer langfristiger Kostenfaktor bei der Bauweise ist die Energieeffizienz. Hier liegen Vorteile beim Fertighaus, schließlich sind die vorproduzierten Neubauten gut gedämmt und äußerst energieeffizient konzipiert, da die relevante Technik optimal auf das Design vom Haus abgestimmt werden kann

Der Bauprozess beim Fertighaus

Im eigentlichen Bauprozess liegen sicherlich die größten Vorteile des Fertighauses gegenüber dem Massivhaus. Fertighäuser kommen bereits in Bauteilen vormontiert am Baugrundstück an. Ein Fertigbau kann daher in nur wenigen Tagen auf der Baustelle zusammengefügt und schlüsselfertig übergeben werden, da auch das verwendete Material kaum eine lange Trocknungszeit benötigt. Der Bau eines Massivhauses zieht sich dagegen über mehrere Monate.

Oftmals sind nicht nur die unmittelbaren Baukosten beim Fertighaus günstiger, auch die Voraussetzungen für den Bau sind günstig – die Fertigbauweise ist nämlich auch bei schlechteren Witterungsbedingungen und sogar im Winter in der Regel gut machbar. Zwar ist auch eine Massivbauweise im Winter unter Umständen möglich, jedoch bei sehr kalten Verhältnissen mit höherem Fehler-Risiko sowie nicht unwesentlichen Heizkosten verbunden, um Baustoffe zu trocknen.

Da der Aufbau von einem Fertighaus von Anfang bis Ende in den Händen des zuständigen Fertighausunternehmens liegt, sind deutlich weniger Personen bei dieser Bauweise beteiligt – ein weiterer Vorteil vom Fertighaus gegenüber dem Massivhaus. Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Handwerkern, Architekten und am Bau beteiligten Personen und damit auch potentielle Fehlerquellen werden so vermieden. Ein Großteil der Bauträger übernimmt für Dich als Käufer zudem bürokratische Aufgaben im Rahmen des Hausbaus, z. B. behördliche Unterlagen, etc. Gerade für Bauherren mit engem Terminkalender ist dieser Unterschied von Fertighaus zu Massivhaus sehr vorteilhaft, da die bessere Abstimmung und die deutliche kürzere Bauzeit viel Nerven sparen kann.

Vergleich: Der Wohnkomfort in Fertighaus & Massivhaus

Bei der Bewertung dieser Frage muss berücksichtigt werden, dass jeder Einzelne natürlich andere Ansprüche an ein komfortables Wohnumfeld legt. Nichtsdestotrotz gibt es in puncto Wohnkomfort zwischen Massivhaus und Fertighaus einige Unterscheide.

Fertighäuser haben in der Regel eine starke Dämmung – das sorgt zwar für eine gute Wärmeisolation, kann aber auch Schimmelbildung im Haus provozieren, wenn selbst die Feuchtigkeit nicht mehr nach außen dringt. Was beim Fertighaus ein kleiner Nachteil ist, kann bei Massivhäusern zwar auch passieren, tritt dort aber seltener auf, da die Wände aus Stein die Luft und Feuchtigkeitszirkulation begünstigen.

Ein weiterer Vorteil vom Massivhaus: Die Wände schützen vor Hitze im Sommer und speichern die Wärme im Winter. Ein Massivhaus erhitzt sich von Natur aus im Vergleich langsamer und kühlt nicht so schnell ab wie ein Fertighaus mit Wänden aus Holz. Das wirkt sich positiv auf ein angenehmes Hausklima sowie die Endabrechnung für die Heizkosten aus. Andererseits werben Fertigbauhersteller mit einem gesunden Klima beim Wohnen in Fertigbauten, welches durch die überwiegende Verwendung von Holz als Baustoff entstehen soll. Die unterschiedlichen Materialien von Wänden und Decken bei den zwei Bauweisen spielen zudem auch eine Rolle für den Schallschutz. Bei massiven Steinwänden entsteht so aus Erfahrungswerten ein besserer Schallschutz als bei dünnen Wänden vom Fertigbau.

Für die Entscheidung zwischen Fertighaus oder Massivhaus muss also auch ein wenig die Lage des Grundstücks sowie die klimatischen Bedingungen am Ort des Hausbaus berücksichtigt werden.

Fertighaus oder Massivhaus – was ist stabiler?

Der Name nimmt die Antwort auf diese Frage bereits vorweg. Ein Vorteil vom Massivhaus ist, dass es tatsächlich stabiler und langlebiger als ein Fertighaus ist, auch wenn der Unterschied durch die Verwendung moderner, robuster Materialien bei Fertigbauten bereits reduziert werden konnte.
Bei Fertighäusern kannst Du mit einer Lebensdauer von 70 bis 100 Jahren rechnen. Massivhäuser sind beständiger gegenüber der Witterung sowie gegenüber starken Umwelteinflüssen, wie z. B. Stürme und Überschwemmungen. Massivhäuser haben dementsprechend eine höhere Lebensdauer von durchschnittlich ca. 125 Jahren, was die oftmals höheren Baukosten für ein Massivhaus wieder relativiert.

Was ist der wichtigste Vorteil beim Fertighaus?

Der wichtigste Vorteil beim Fertighaus ist der schnelle, unkomplizierte Bauprozess. Ein Fertighaus kann in nur wenigen Tagen schlüsselfertig aufgebaut werden und ist für den Bauherren mit geringerem logistischem und organisatorischem Aufwand verbunden.

Was sind beim Fertighaus die Nachteile?

Die Möglichkeit, im Vorfeld sowie im Laufe des Bauprozesses individuelle Vorstellungen einzubringen sowie durch Eigenleistung Baukosten zu sparen, sind beim Fertigbau weniger gegeben als bei einer Massivbauweise. Die Wärmeleistung von Fertighäusern reicht zudem oft nicht an die der Massivhäuser heran. Zudem sind Fertighäuser auf lange Sicht etwas weniger robust gegenüber äußeren Witterungsbedingungen und haben daher eine geringere Lebensdauer.

Vor- und Nachteile von Massivhäusern

Mit Blick auf die vielen Vorteile eines Fertigbaus stellt sich die Frage, warum bei der Entscheidung zwischen Massiv- oder Fertighaus dennoch ein Großteil der Bauherren nach wie vor das Massivhaus bevorzugt. Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns nun jene Faktoren an, die positiv und negativ für die Baukosten und den Bauprozess beim Massivhaus sprechen könnten.

Baukosten beim Massivhaus

Natürlich variieren die Baupreise extrem entsprechend der Lage und Ausstattung des Hauses sowie vielen weiteren Faktoren. Als grobe Orientierung fallen für einen Massivbau Kosten in Höhe von 1.000 bis 1.500 Euro pro Quadratmeter an, exklusive Baunebenkosten.

Ein nach individuellen Vorstellungen vom Architekten an alle persönlichen Wünsche angepasstes Massivhaus, bei dem aus allen Materialien geschöpft wird, sollte die Baukosten eines vorproduzierten Standard-Fertigbaus deutlich übersteigen. Es gibt aber auch einen günstigeren Mittelweg, bei dem von verschiedenen Grundriss-Varianten gewählt wird, die zwar die Möglichkeit zur Einbringung individueller Vorstellungen lassen, die Planungskosten für den Architekten aber trotzdem deutlich drücken. Ein wesentlicher Vorteil beim Massivhaus ist, dass Du mit handwerklichem Geschick durch Eigenleistung viele notwendige Arbeiten selbst bewerkstelligen und damit die Kosten für den Bau deutlich reduzieren können. Diese Eigenleistungen werden Dir unter Umständen bei Angeboten zur Baufinanzierung anerkannt. Für viele sind die vorherigen zwei Punkte wichtige Argumente bei der Entscheidung für ein Fertighaus oder Massivhaus.

Obwohl Baukosten vom Massivhaus zunächst höher scheinen als beim Fertighaus, zeigen sich die Vorteile vom Massivhaus auf lange Sicht. Massivhäuser sind robuster gegenüber der Witterung und verlieren u. a. aus diesem Grund weniger schnell ihren Wert. Bei einem Verkauf vom Haus nach einigen Jahrzehnten kann sich das im Vergleich zum Fertigbau auszahlen. Die massiven Steinwände speichern zudem sehr gut Wärme, weshalb langfristig auch Heizkosten gespart werden können.

Was ist also günstiger? Fertighaus oder Massivhaus?

Die Frage, ob ein Fertighaus oder Massivhaus günstiger ist, kann also nicht pauschal beantwortet werden, da der Preis von verschiedenen Kriterien (z. B. Ausstattung, Bauregion, Größe, etc.) abhängt und in die finanzielle Bewertung auch andere Aspekte, wie z. B. der Wiederverkaufswert oder die energieeffiziente Bauweise, einfließen.

Der Bauprozess beim Massivhaus

Der Bauprozess beim Massivhaus ist mit deutlich höherem koordinativem und organisatorischem Aufwand verbunden, da neben dem Architekten unterschiedliche Bauunternehmen und Handwerker an der Fertigung beteiligt sind. Die Gefahr liegt hier insbesondere bei Abstimmungsschwierigkeiten, die wiederum zu Baufehlern führen können. Auf der anderen Seite genießt Du als Bauherr beim Massivbau höhere Gestaltungsfreiheiten und kannst das Haus besser individuell auf Deine Wünsche abstimmen.
Einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen Massivhaus und Fertighaus wurde bereits angesprochen: die Bauzeit. Von drei Monaten bis zu einem Jahr – je nach Witterungsbedingungen und Startpunkt der Bauphase muss beim Massivhaus mit einem sehr langen Zeitraum gerechnet werden, da der Fortschritt an einem Bauabschnitt von der Fertigstellung der im Prozess vorangestellten Arbeiten abhängt. Zieht sich der Baufortschritt zu sehr in die Länge, drohen zudem Bereitstellungszinsen vom Kreditgeber.

Massivhaus, Fertighaus oder eine ganz andere Alternative?

Massivhaus oder Fertighaus sind zwar die beliebtesten Häuser-Typen, jedoch nicht die einzigen. Eine Sonderform ist das sogenannte Fertigmassivhaus. Wie der Name verrät, handelt es sich dabei um eine Kombination von Fertighaus und Massivhaus, die gewisse Vorteile und Nachteile beider Bauweisen vereint. Fertigmassivhäuser können als bereits vollständig entworfenes Haus, wie ein Fertigbau, aus dem Katalog gewählt werden, die Bausubstanz bilden jedoch massive Materialien aus Stein, weshalb auch die Bauzeit genauso lange ist, wie die eines normalen Massivhauses.

Auch reine Holzhäuser, z. B. ein Blockbohlenhaus, werden bei jüngeren Generationen immer beliebter, insbesondere aus Aspekten der Nachhaltigkeit, der Wohlfühlatmosphäre und der Tatsache, dass diese Häuser aufgrund natürlicher Eigenschaften vom Holz besonders allergikerfreundlich sind. Neben der Wahl zwischen Fertighaus oder Massivhaus gibt es also auch noch andere interessante Alternativen.

Die Wahl zwischen Fertighaus oder Massivhaus liegt bei Dir

Fertighaus oder Massivhaus? Welche Bauweise punktet bei Kriterien wie Lebensdauer, Wärmespeicherung & Co.?

Kriterium Massivhaus Fertighaus
Lebensdauer +
Wärmespeicherung +
Schallschutz +
Energieeffizienz +
Bauzeit +
Möglichkeit für Eigenleistungen +
Möglichkeit für individuelle Gestaltung +
Wohnkomfort + +
Organisatorischer Aufwand für Bauherren +
Verfügbarkeit von

Musterhäusern

+

 

Der größte Unterschied zwischen Fertighaus und Massivhaus liegt sicherlich im tatsächlichen Bauprozess: Zum einen bei der Herstellungszeit, zum anderen aber auch bei der Möglichkeit, im Laufe der Bauphase den Bauprozess individuell mitgestalten zu können, um Wünsche einzubringen oder Baukosten zu senken.

Für die Entscheidung Fertighaus vs. Massivhaus sind Kosten, die beim eigentlichen Kauf sowie auf langfristige Sicht für die Nutzung und Instandhaltung des Hauses entstehen, zwar ein wichtiges Kriterium, aufgrund vielzähliger Kostenfaktoren beim Hausbau fällt eine solche Kalkulation bei der Planung der Finanzen unter Umständen aber nicht immer eindeutig aus.

Die Frage, ob Fertighaus oder Massivhaus die bessere Wahl ist, muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Deine Wahl solltest Du unter anderem vom Standort Deines Baugrundstücks, von Deinen Individualisierungs- und Gestaltungsansprüchen sowie finanziellen Aspekten, wie z. B. dem vorhandenen Eigenkapital für den Hauskauf, abhängig machen.