WERO als Alternative zu PayPal und Co.?
28.06.2024, 18:00 Uhr
Mit WERO soll demnächst ein neues Bezahlsystem kommen, das als Antwort auf dominante US-amerikanische Finanzdienstleister wie PayPal und Apple Pay konzipiert ist. Doch welche Funktionen bietet WERO, wer kann es nutzen und wird es eine echte Konkurrenz zu den etablierten Playern darstellen?
Was ist WERO?
WERO ist das neueste Projekt der European Payment Initiative (EPI), einem Zusammenschluss von 16 europäischen Banken und Finanzdienstleistern. Ziel ist es, ein eigenständiges europäisches Zahlungssystem zu etablieren, das eine Alternative zu den US-amerikanischen Lösungen bietet. In erster Linie soll WERO als digitales Portemonnaie fungieren und sowohl Online- als auch Offline-Zahlungen ermöglichen.
Wer kann WERO wann nutzen?
Ab Juli sollen erste Geldtransaktionen zwischen Mobilgeräten möglich sein, wobei Deutschland, Belgien und Frankreich zu den ersten Ländern gehören, in denen das System eingeführt wird. Langfristig ist geplant, WERO für alle Arten von Zahlungen einzusetzen, sowohl im digitalen Umfeld als auch an der Ladenkasse. Das soll etwa ab April 2025 der Fall sein. Teilnehmen kann die Kundschaft der beteiligten Banken und Finanzdienstleister. In Deutschland starten Anfang Juli erstmal nur die Sparkassen und Volksbanken.
Ist WERO besser als etablierte Bezahlsysteme?
Das Ziel von WERO ist es, europäische Banken unabhängiger von US-amerikanischen Finanzdienstleistern zu machen und gleichzeitig das Geschäft nicht an Digitalkonzerne wie PayPal, Apple Pay oder Google abzugeben. Die starke Abhängigkeit von diesen Unternehmen ist seit langem ein Problem für Banken und Finanzdienstleister.
Allerdings steht WERO vor einigen Hindernissen. Nicht alle Banken, die ursprünglich dabei waren, haben an der Entwicklung festgehalten. Auch die Akzeptanz bei Händlern, Verbrauchenden sowie die Implementierung in Shopsysteme und die Unterstützung durch Payment-Service-Provider sind entscheidende Faktoren für den Erfolg. Noch ist unklar, wer tatsächlich teilnehmen wird. Es bleibt also abzuwarten, wie die neue Bezahllösung ankommt – sowohl im Handel als auch bei Verbrauchenden.
Welche Probleme gibt es?
Das Zahlungssystem WERO steht vor drei wesentlichen Herausforderungen. Erstens erschwert der späte Markteintritt den Wettbewerb mit etablierten Anbietern wie PayPal, die in Deutschland weit verbreitet und beliebt sind. Es ist ungewiss, ob Kreditkartenbenutzer, insbesondere im internationalen Rahmen, ein neues Zahlungssystem annehmen würden, da sie bereits etablierte Zahlungsmittel bevorzugen. Die Problematik beim Aufbau eines neuen Zahlungssystems wird durch das Beispiel von Paydirekt illustriert, welches auch nach der Fusion mit Giropay keinen Erfolg erzielen konnte. Ein weiteres Hindernis ist die eingeschränkte Verfügbarkeit von WERO, das zwar grenzüberschreitend funktioniert, aber nicht in ganz Europa verfügbar ist – es fehlen beispielsweise Länder wie Italien, Portugal und Spanien. Drittens könnte der geplante digitale Euro, dessen Einführung frühestens für 2027 vorgesehen ist, eine zusätzliche Konkurrenz für WERO darstellen. Der digitale Euro würde den digitalen Zugang zu Zentralbankgeld ermöglichen, das bisher nur in Form von Bargeld existiert. Obwohl viele Details zum digitalen Euro noch ungeklärt sind, könnte er dennoch in Konkurrenz zu etablierten Zahlungsmethoden wie PayPal und neuen Systemen wie WERO treten.
Ausblick und Fazit
Das Ziel ist klar definiert: WERO strebt danach, ein grenzüberschreitendes Zahlungssystem zu schaffen, das den Zahlungsverkehr in Europa vereinfacht und für Verbraucher attraktiver macht. Damit reagiert WERO nicht nur auf die Bedürfnisse einer globalisierten Welt und die wachsende Bedeutung des Online-Handels, sondern dient auch als strategisches Instrument, um die finanzielle Selbstständigkeit Europas zu fördern. Ob WERO sich zu einem europaweit akzeptierten Bezahlsystem entwickeln wird, ist allerdings noch unklar. Auch daran, dass WERO eine echte Alternative zu internationalen Bezahllösungen wie PayPal bietet, bestehen Zweifel. Trotz einiger Bedenken zeigen sich Vertretende dennoch optimistisch, dass WERO eine europäische Erfolgsgeschichte werden könnte. Die Zukunft wird zeigen, ob WERO tatsächlich einen ernsthaften Ersatz zu etablierten Bezahlsystemen darstellt und ob es gelingt, die europäische Finanzlandschaft damit nachhaltig zu verändern.
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