Start-up plant den Versandhandel zu revolutionieren
10.02.2020, 09:00 Uhr
Jedes Jahr werden im Online-Handel 100 Milliarden Wegwerf-Kartons produziert, Tendenz steigend. Wie der Versandhandel mithilfe von intelligenten Mehrzweckpaketen nachhaltiger gestaltet werden kann, zeigt das Start-up Livingpackets.
Immer mehr Online-Handel führt zu immer mehr Verpackungsmüll
Eine McKinsey Studie hat die Onlineversand-Logistik in 17 Ländern untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass jeder Deutsche im Jahr 24 Pakete erhält. Übertroffen wird diese Zahl nur von China, wo auf jeden Einwohner im Schnitt 70 Pakete kommen. Heute liegt der Anteil des Onlinehandels am gesamten Handel noch bei neun Prozent, es wird aber davon ausgegangen, dass er bis 2030 auf 30 Prozent steigen wird. Bereits jetzt ist der Markt für Paketlogistik mehr als 240 Milliarden Euro wert. Damit geht viel Verpackungsmüll einher. Während diverse Unternehmen Strategien für die Vermeidung von Plastikmüll entwickeln, verwendet der Versandhandel nach wie vor Einwegpakete aus Karton, die nach dem Auspacken größtenteils im Müll landen.
Start-up Livingpackets will Einwegkartons überflüssig machen
Das deutsch-französische Start-up Livingpackets möchte mit einem intelligenten Mehrzweckpaket dafür sorgen, dass der Versand effizienter und nachhaltiger wird. Angeblich soll es 1.000 Mal wiederverwendet werden können. Der Marktstart ist für die zweite Jahreshälfte geplant. In zehn Jahren sollen 1,5 Milliarden Boxen in den Versandhandel gebracht und so viele Milliarden Wegwerf-Kartons ersetzt werden.
Durch diverse High-Tech Funktionen hebt sich Livingpackets von der Konkurrenz ab. Das Paket verfügt über eine Internetverbindung und kann so mithilfe einer App verfolgt werden. Um auch den Paketinhalt jederzeit überwachen zu können, gibt es eine Kamera und Sensoren. Am Boden ist ein Netz befestigt und das Paket ist mit einem Schloss gesichert, damit der Inhalt auch ohne den Einsatz von Klebeband oder anderem Verpackungsmüll nicht beschädigt wird. Dadurch soll der Packprozess beschleunigt werden. Pro Nutzung werden zwei bis drei Euro zuzüglich Porto fällig. Potenzielle Kunden sind vor allem Onlinehändler.
Das Problem: Vermehrter Aufwand für Kunden und Händler
Doch wie kommt das Paket nach der Nutzung wieder zurück zum Besitzer? Traditionell werden Retouren eher vermieden, da sie für den Händler teuer und schlecht für die CO2-Bilanz sind. Daher ist ein flächendeckendes Netz an Rückgabestationen notwendig, wofür Livingpackets zunächst Partner mobilisieren muss. Wenn das gelingt, bleibt immer noch abzuwarten, ob die Kunden tatsächlich den Aufwand auf sich nehmen werden, das Paket zur Rückgabestelle zu bringen. Es wird sich also zeigen, ob das Start-up seine innovative Idee tatsächlich in die Praxis umsetzen und somit den Versandhandel grundlegend verändern kann.