Die Höhle der Löwen Folge 7
Veröffentlicht am 18. Oktober 2017
Sportklamotten, Rostschutz, Schultüten und Haferschleim – Die siebte Folge der diesjährigen Staffel „Die Höhle der Löwen“ wartete nicht gerade mit Innovationen auf. Obwohl keiner der Gründer ein wirklich revolutionäres Produkt vorstellte war der Abend unterhaltsam.
Rokitta’s Rostschreck der Investorenschreck?
Oliver Rokitta aus Stuttgart hat vier Jahre an seiner Erfindung getüftelt und findet sein „Baby“ einfach nur „endgeil“. Ob die Löwen das wohl auch so sehen? Der Handelsvertreter wünscht sich ein Investment in Höhe von 100.000 Euro, damit er sich dem Rostschreck Vollzeit widmen kann. Im Gegenzug dafür ist er bereit 10 Prozent seiner Unternehmensanteile abzugeben. Ganz schön selbstbewusst die Millionenbewertung, wir sind gespannt, wie er diese rechtfertigen wird.
Rokitta’s Rostschreck sei ein „Problemlöser für Millionen von Haushalten“. Der Metallstift besteht aus verschiedenen Materialien und einem starken Magneten und soll Rost davon abhalten sich in der Spülmaschine an Messer, Töpfe oder Pfannen zu heften. So weit so gut, nur ärgerlich, dass fast keiner der Löwen das Problem kennt. Herr Rokitta prophezeit dennoch einen Riesenmarkt: 54 Millionen Spülmaschinen gibt es in Deutschland, 70 Prozent kennen das Rost-Problem.
Obwohl Herr Thelen zugibt öfter die Spülmaschine ein- und auszuräumen kennt er das Problem mit dem rostigen Besteck nicht und kann sich daher nicht mit dem Produkt identifizieren. Er steigt direkt aus. Verkauft wurden bisher 380 Rostschrecks zu 19,95 Euro, wie kam der gute Mann noch mal auf die Firmenbewertung von einer Million Euro? „Man muss ja mal irgendwie eine Zahl zusammenschreiben“ – Ohje, das werden unsere Löwen gar nicht gerne hören. Carsten Maschmeyer will dem Gründer trotzdem noch eine Chance geben die Bewertung zu rechtfertigen und erklärt, dass man ca. 150.000 Euro Gewinn erwirtschaftet haben müsste, um eine Bewertung von einer Million aufzurufen. Er würde gerne wissen, wie viel Umsatz er dafür machen müsste und wann er diesen hätte. „Ein bisschen“, lautet die Antwort von Herr Rokitta. Was? Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Das hier ist die Höhle der Löwen, da zählen vor allem Zahlen. Die Löwen gucken sich mit einer Mischung aus Empörung und Ungläubigkeit an und staunen, dass es tatsächlich jemand in der Höhle der Löwen gewagt hat so schwammig zu antworten. Ob er auch ein bisschen Businessplan habe, fragt Herr Maschmeyer lachend. Habe er nicht, gibt der Gründer zu. Dann ist „der Rostschreck ein Investorenschreck“ sagt Carsten und ist raus. Der Abend geht wortspielmäßig bei Herrn Maschmeyer ja wieder einmal grandios los.
Wir sehen schwarz, bzw. eher rostrot für den Rostschreck. Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl und Judith Williams sind aufgrund ihrer rostfreien Spülmaschinen auch schon raus. Bleibt nur noch Handelsexperte Ralf Dümmel, den wir schon von Anfang an als Favoriten im Auge hatte. Der Rostschreck eignet sich perfekt zum vollpflastern der Penny-Regale und wir sollten Recht behalten: Er sichert sich den Deal, investiert 100.000 Euro in Rokitta’s Rostschreck und erhält dafür 35 Prozent der Firma anstatt 10 Prozent.
WYDR – „Tinder für Kunst“
Jetzt wird’s künstlerisch, denkt man sich bei der Vorstellung der Kunst-Plattform WYDR, nur schade, dass die beiden Gründer mit Kunst eigentlich gar nichts am Hut haben und auch die Branche nicht kennen, wie sich im Laufe des Pitches herausstellt. Na das kann ja lustig werden. Leicht verwirrt fängt es schon im Vorgespräch mit Amiaz an: Die Gründer können sich nicht erinnern, wann sie die Idee zu WYDR hatten, war es Anfang 2015, oder doch Ende? Erst als der Moderator ihnen verrät, wann der Marktstart erfolgte können sie sich wieder erinnern. In der Höhle der Löwen geht es ja nur um ein möglicherweise lebensveränderndes Investment, also macht euch keinen Stress, Jungs, Zahlen sind da nur Nebensache. Natürlich nicht, wir hoffen zutiefst, dass die Gründer das gleich besser draufhaben sonst gibt es eine Katastrophe. Aber vielleicht kann sich Amiaz ja als Souffleur mit einschleichen?
Wir ahnen also bereits Böses als die beiden die Höhle betreten. Die beiden hätten gerne 249.999 Euro und bieten den Löwen dafür 20 Prozent ihrer Firma an. Gründer Matthias Dörner erzählt zum Einstieg erst einmal aus seiner Kindheit. Seine Eltern hätten ihn immer ins Museum geschleppt und er wusste gar nicht, was er mit den Bildern anfangen soll. Hinzu kommt, dass er auch noch farbenblind ist. Komische Taktik, von seiner Leidenschaft überzeugt man die Löwen so bestimmt nicht und was soll das mit der krummen Zahl? Wir sind ratlos. Nun zur Idee: WYDR ist eine Kunst-Plattform, die nach dem Tinder-Prinzip funktioniert. Amateur- und Profikünstler können hier ihre Werke hochladen und Interessierte können diese dann erwerben. Mit ihrem Geschäftsmodell haben die Gründer letztes Jahr ganze 6.000 Euro Umsatz gemacht. Wow, das ist wirklich sehr wenig, wenn man die Löwen um eine Viertelmillionen bitten möchte, dafür muss man kein BWLer sein. Die Bewertung ist eine Frechheit, findet auch Carsten Maschmeyer. Es folgt eine kleine Lehrstunde dazu, wie man die Firmenbewertung ausrechnen kann, z.B indem man den Umsatz mal zwei nimmt. Das wären im Fall von WYDR 12.000 Euro. Ups, da lagen die Gründer wohl ein bisschen daneben, Maschmeyer bezeichnet es als Lichtjahre, die Firmenbewertung sei „anmaßend“.
Vielleicht können die beiden ja doch noch mit ihrem Background überzeugen? Nein. Matthias Dörner ist ein farbenblinder Maschinenbauer und Timo Hahn ist studierter Informatiker und sagt selbst, dass er mit Kunst eigentlich nichts am Hut hat. Der Leistungsnachweis im Kunstbereich sei ein „Nichts“ fasst Maschmeyer treffend zusammen – Die drei werden heute Abend keine Freunde mehr. Das war’s, für die Gründer, sie haben sich selbst ins Aus geschossen. Keiner der Löwen ist mehr interessiert und einer nach dem anderen steigt aus. „Schwaches Produkt, schwacher Auftritt, schwache Zahlen“, fasst Frank Thelen den Pitch zusammen nachdem die Gründer die Höhle zusammengefaltet verlassen haben.
Stehende 3D-Schultüten von „Der kleine Knick“
Nachdem die Gründer von WYDR verbal zusammengefaltet wurden geht es bei „Der kleine Knick“ nun wieder um‘s Falten, allerdings physisch in Form von Schultüten. 100.000 Euro haben Tobias Otto und seine Freundin Johanna Kettner bereits in ihr Schultüten-Startup „Der kleine Knick“ investiert. Nun benötigen die beiden Gründer weitere 50.000 Euro für den Vertrieb und Marketing und wünschen sich dazu einen Löwen an ihrer Seite. Dafür sind sie bereit 20 Prozent ihrer Firma abzugeben.
Die beiden haben neuartige 3D-Schultüten entwickelt, die man selbst mit wenigen Handgriffen falten und anschließend sogar aufstellen kann, beispielsweise in Form eines T-Rex, Einhorns oder Drachens. Wie das dann genau aussieht zeigen die drei kleinen Mädels, die stolz mit einer Schultüte im Arm die Höhle betreten. Die Löwen sind entzückt und man hört nur „Süüüß“ von allen Seiten. Ob der Niedlichkeitsfaktor ausschlaggebend für ein Investment sein wird? Nach der Erklärung des Produkts fließen bei der Gründerin die Tränen, beim Thema Einschulung werde sie immer so emotional. Judith Williams fühlt mit, sie hat vorletztes Jahr auch selbst bis 3 Uhr nachts eine Schultüte gebastelt mit Federn, Glitter, Wellpappe und allem Drum und Dran, danach waren ihre Hände komplett verklebt – ein Albtraum für die Teleshopping-Queen. Ob das bei den Schultüten von „Der kleine Knick“ anders ist will sie erst einmal selbst ausprobieren und Ralf assistiert indem er die Anleitung festhält.
Am Produkt selbst hat niemand etwas auszulassen, jetzt geht es jedoch um die Zahlen. Beziehungsweise noch nicht ganz, Frank würde gerne etwas über die Umsätze erfahren findet jedoch kein Gehör, weil die Damen in der Runde erst einmal munter diskutieren, wann man eine Schultüte überhaupt kauft. Ist Mai schon zu spät, März zu früh und kauft im Juli überhaupt noch jemand Schultütet, denn da haben die Hamburger ihr Business gestartet. Das Fazi: Die Gründer haben vergangenes Jahr die Schultüten-Saison verpasst. Nach der vierten Nachfrage erfährt Frank nun auch endlich, dass letztes Jahr 200 Schultüten zu je 36,99 Euro verkauft wurden.
Die Löwen wirken nicht überzeugt bis Gründerin Johanna erwähnt, dass jährlich 5,1 Millionen Schultüten produziert werden, obwohl nur 700.000 Kinder eingeschult werden, weil manche angehende Erstklässler mehrere Schultüten geschenkt bekommen. Frank Thelen lässt sich trotzdem nicht mehr für die Idee begeistern und findet den Auftritt der Gründer schwach. Auch den Firmennamen und das Logo bemängelt er, da kann auch ein fast bestehendes Patent nichts mehr dran ändern und er ist raus. In all dem Trubel haben die Gründer ganz vergessen den Löwen eigene Schultüten zu überreichen. Ob das Frank hätte umstimmen können? Wir glauben nicht. Carsten Maschmeyer ist das Produkt nicht „lifechanging“ genug und Ralf Dümmel macht sich aufgrund der Saisonalitäten sorgen, beide steigen aus. Den zwei Löwinnen in der Runde fällt es schwer beim emotionalen Thema Einschulung nicht zu investieren. Trotzdem schaffen sie es Kopf und nicht Herz entscheiden zu lassen und sind ebenfalls raus. „Der kleine Knick“ geht in der Höhle der Löwen leider leer aus.
„Vom Flüchtling zum Gründer“ – MOROTAI
Gründer Rafy Ahmed zog als Zweijähriger mit seiner Familie von Pakistan nach Deutschland, ganz ohne Sprachkenntnisse, wie extra betont wird. Klar, er war ja auch erst zwei. „Vom Flüchtling zum Gründer“ bezeichnet er selbst die Erfolgsstory. Naja. Jedenfalls hat Rafy dann Modedesign studiert und macht nebenbei gerne Sport. Eines Tages kam er auf die grandios innovative Idee Sportklamotten zu designen und zu produzieren. Wir verstehen nicht ganz, warum es das Startup in die Höhle der Löwen geschafft hat, schließlich wird im Einspieler immer etwas von „Ideen, die die Welt noch nicht gesehen hat“ erzählt aber wer weiß, was da noch kommt.
Jetzt startet aber erst einmal der Pitch, vielleicht wird jetzt erklärt, was an Sportbekleidung so innovativ ist. Wie das Gründerpaar davor setzt auch MOROTAI auf den Niedlichkeitsfaktor und lässt Rafys kleine Nichte die Kinderkollektion präsentieren. Ob es dieses Mal hilft? Das Mini-Model bricht prompt in Tränen aus, eine böse Vorahnung? Nein, denn gleich zwei Löwen haben Interesse an der intelligenten und alltagstauglichen Sportbekleidung. Allen anderen ist die Konkurrenz zu groß und der USP nicht überzeugend genug, es gibt nämlich, wenn man ehrlich ist, eigentlich keinen.
Ralf Dümmel hat trotzdem „Bock auf die Geschichte“ und bietet 75.000 Euro für 25,1 Prozent des Unternehmens, obwohl das MOROTAI-Team eigentlich nur 15 Prozent abgeben wollten. Bei Frau Wöhrl hat es ebenfalls „gefunkt“ und ihr würde eine Zusammenarbeit Spaß machen, sie bietet statt geforderter 75.000 Euro 100.000 Euro und das für 20 Prozent der Anteile. Außerdem punktet sie mit dem gesamten Familienunternehmen, das hinter ihr steht. Da kann natürlich keiner mithalten und Frau Wöhrl bekommt den Deal.
Rieselmaschine Fairy Snow
Leon und Romy, ein Frankfurter Geschwisterpaar, benötigen ein Investment von 150.000 Euro und bieten den Löwen dafür 20 Prozent von ihrem Familienunternehmen. Ob Dagmar Wöhrl da überhaupt Nein sagen kann? Letzte Woche musste sie beim Familienunternehmen SYWOS auch direkt zuschlagen und hat sich so gefreut über „zwei Familienunternehmen“. Bekanntlich sind ja aber „alle guten Dinge drei“ und wir sind gespannt, ob Frau Wöhrl das auch so sieht.
Jetzt aber zum Produkt: Axel, Bühnenmeister und Vater des Geschwisterpaars, hat eine Rieselmaschine erfunden. Diese kann sowohl Kunstschnee, Konfetti, Blütenblätter, Herbstlaub oder Regen, der nicht nass ist, von der Decke rieseln lassen. Die Rieselmaschine ist ein Multitalent und die Einsatzmöglichkeiten vielfältig: Hochzeiten, Discotheken, Shootings und sogar die Kreuzfahrtschiffe von Aida hätten gerne Fairy Snow an Bord. Da die Maschinen jedoch zurzeit noch von Leon per Hand zusammengebaut werden und auch die Herstellung der Einzelteile erst einmal bis zu sechs Wochen lang dauert, können die Geschwister momentan nicht in den Mengen liefern, die angefragt werden. Deswegen wollen sie sich einen Lagerbestand aufbauen, wovon Frau Williams direkt abrät, denn Lager sind „teuer und nervenraubend“. Gerade in der Eventbranche wird lange im Voraus geplant und man hätte daher genügend Zeit die Rieselmaschinen auf Bestellung zu fertigen.
Obwohl ein Patent vorliegt wollen die Löwen nicht investieren. Bei der hohen Nachfrage und dem Nischenmarkt könne man wunderbar organisch am Markt wachsen. Thelen rät den Gründern sogar regelrecht von der Investorensuche ab und sagt sie sollen ihre Firma lieber selbst behalten, das sei der „deutlich bessere Weg“. Die Gründer verlassen die Höhle der Löwe mit viel Lob für ihr Produkt und wertvollen Tipps im Gepäck, aber ohne Deal.
„Vom Brexit zum Breakfast“ mit 3Bears
Endlich ein Food-Startup in der heutigen Folge die Höhle der Löwen, was die wohl leckeres und neuartiges entwickelt haben? Porridge, zu Deutsch: Haferschleim. Na toll. Lecker? Geschmackssache. Neu? Ganz bestimmt nicht: Porrige wird seit hunderten von Jahren, vor allem in Großbritannien, zum Frühstück verzehrt und ist auch schon längere Zeit in Deutschland bekannt und beliebt und wird beispielsweise auch vom Müsli-Startup MyMüsli angeboten. Porridge sind auch übrigens einfach nur Haferflocken, die man sich theoretisch ganz oldschool selber mit Milch aufkochen kann, um daraus Porridge zu machen. Aber gut, tun wir einfach erst einmal so als würde es sich dabei um eine bahnbrechende Innovation handeln.
Hinter dem Porridge-Startup steckt ein deutsch-britisches Paar. Der Name 3Bears ist angelehnt an das Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären“ aus dem Brite Tim Nichols zur Einstimmung einen Auszug vorliest. Danach wird für alle Nichtkenner erst einmal erklärt, was Porridge überhaupt ist. Eigentlich nicht nötig, denn jeder kennt Haferflocken. Doch jetzt gibt’s trotzdem erst mal was zum Probieren. Die Löwen bekommen zwei Portionen warmes Porridge und einmal „Overnight Oats“. What? Das sind einfach Haferflocken, die man über Nacht im Kühlschrank in Wasser oder Milch quellen lässt erklärt Judith Williams ihren ratlosen Kollegen. „Vom Brexit zum Breakfast“ scherzt Carsten Maschmeyer.
Genug des Schlemmens und der Wortspielchen, jetzt geht es um Zahlen. Innerhalb von 11 Monaten konnte das Startup 120.000 Euro Umsatz erwirtschaften und davon waren 10.000 Euro bereits Gewinn. Trotz des Mangels an Innovation sind die Löwen bei den Zahlen nicht wirklich abgeneigt, denn es scheint ja zu laufen. Vor allem Frank Thelen hat in der Vergangenheit eine Vorliebe für Food-Startups entwickelt und lehnt sich schon verschwörerisch zu Judith herüber und fragt, ob sie interessiert ist. „Ich glaube nicht“ gibt sie zu. Liegt vielleicht auch am Preis: 4,90 Euro kostet eine Packung 3Bears-Porridge. Judith findet das zu teuer. Jetzt hat auch Frank was zu meckern, er findet es blöd, dass die drei Bären im Logo keine Augen haben.
Trotzdem machen die beiden gemeinsam ein Angebot. Warum Judiths Interesse jetzt doch geweckt wurde wissen wir auch nicht. Insgesamt würden die beiden 150.000 Euro in 3Bears investieren und verlangen dafür jeweils 15 Prozent, also insgesamt 30 Prozent, der Anteile. Die anderen Löwen sind bereits raus. Carsten Maschmeyer fehlt die „Uniqeness“ und Dagmar hat sich ihr Porridge schon immer selbst gemacht und sieht daher keinen Bedarf. Nach kurzer Beratungszeit und einem erfolglosen Gegenangebot entscheidet sich das Gründerpaar für den Deal mit Frank Thelen und Judith Williams zu den von ihnen genannten Konditionen.
Bildquellen: © MG RTL D / Frank W. Hempel
© MG RTL D / Bernd-Michael Maurer