Blinkende Handschuhe, ein 3D-Tortenkonfigurator und Intimpflege für Männer – DHDL Folge 10
Veröffentlicht am 06. November 2017
Die zehnte Folge „Die Höhle der Löwen“ hatte nicht nur spannende Produkte zu bieten, sondern auch einige Geständnisse der Löwen. Irgendwo zwischen Tortenkonfigurator und Blinkerhandschuh gesteht Frank Thelen, dass er auf blonde Frauen steht und Judith Williams, dass sie auf Parship angemeldet ist. Aber jetzt erst mal von vorne:
Ein Stück Löwengeschichte – Too Good To Go
Als erstes Startup traut sich das deutsch-dänische Unternehmen “Too Good To Go” diesen Abend in die Höhle der Löwen. Mit der App wollen die fünf Gründer Lebensmittelverschwendung reduzieren. Ihre Idee: Gastronomiebetriebe können ihre übrig gebliebenen Lebensmittel am Ende des Tages anstatt wegzuschmeißen vergünstigt an Interessenten verkaufen. Stolze eine Million Euro wollen die Gründer von den Investoren haben, um ihre App weiter auszubauen, und bieten dafür lediglich fünf Prozent der Firmenanteile. „Das ist aber günstig“, kommentiert Carsten Maschmeyer die Summe. Aus seinem Mund klingt das irgendwie auch gar nicht so ironisch. Mit sympathischem, dänischen Akzent erklären die Gründer ihr Geschäftsmodell und begeistern die Löwen. Eine Sache sehen die Investoren jedoch kritisch: Hat das Restaurant am Ende des Tages keine Reste mehr übrig, werden die bereits abgeschlossenen Käufe storniert. Laut der Gründer kein Problem, da es den Nutzern hauptsächlich darauf ankäme, Essen vor dem Müll zu retten, doch die Löwen sind anderer Meinung. Hinzu kommt, mal wieder, eine, nach der Meinung von Frank Thelen und Carsten Maschmeyer, viel zu hohe Unternehmensbewertung: Mit einem Vorjahresumsatz von 500.000 Euro und einem geplanten Verlust von 1,8 Millionen Euro in diesem Jahr bewerten die Gründer Ihre Firma mit fast 20 Millionen Euro. Das hat nichts mehr mit „Welt retten“ zutun findet Carsten Maschmeyer, das sei einfach „zu abgehoben“. Es folgt ein Hin und Her bis letztendlich alle Investoren raus sind.
Doch so schnell geben die Too Good To Go-Gründer nicht auf, denn die Idee fanden ja eigentlich alle gut. „Am Ende des Tages ist Geld nicht alles“, sagt einer der Gründer und will die Löwen dazu bewegen „Teil von etwas Großem“ zu werden. Sein Vorschlag: Jeder Juror soll 200.000 Euro beisteuern, anstatt ein Einzelner die ganze Million. Mutig, mutig. „Der frechste Auftritt den es je in der Höhle der Löwen gab“, sagt Frank Thelen lachend. Doch es lohnt sich; die Löwen stecken die Köpfe zusammen und diskutieren. Auch die Gründer ziehen sich zur Beratung zurück, denn eins ist klar: Für lediglich ein Prozent der Anteile pro Löwe wird die Idee schnell wieder vom Tisch sein. „Geld ist ja nicht alles“, scherzen Frank und Carsten und schlagen die Gründer damit mit ihren eigenen Argumenten. Die Löwen wären dabei, wenn die Anteile stimmen. Das gab es noch nie in der Höhle der Löwen: Erst waren alle fünf Investoren raus und jetzt sind wieder alle dabei. Wahnsinn! Die Gründer wären bereit 6,5 Prozent abzugeben, anstatt fünf. Die Löwen wollen jedoch zehn Prozent, da sie „das wuchtigste Paket, das es in Deutschland gibt“ sind, sagt Carsten. Es wäre das erste Mal, dass die Löwen in ein Startup außerhalb der DACH-Region investieren. Aufgrund von Werten vorheriger Investments würden sich die Gründer mit 8,9 Prozent zufriedengeben und werden daraufhin noch einmal rausgeschickt, damit die Löwen sich in Ruhe besprechen können. So heiß diskutiert wurde in der Höhle der Löwen schon lange nicht mehr, endlich gibt es mal wieder Spannung. „Hier wird Löwengeschichte geschrieben“, fasst Herr Maschmeyer die Situation treffend zusammen, als die Investoren das Angebot letztendlich annehmen.
Nachtrag: Wie nach der Sendung bekannt wurde, konnten sich Gründer und Löwen im Nachhinein doch nicht einigen und der Deal ist geplatzt.
„Blinker an der Hand, Gefahr gebannt“ – Blinkerhandschuh
Der 69-Jährige Rentner Harald Gerhard ist leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Nach einem Beinahe-Unfall während des Abbiegens im Dunkeln kommt ihm die Idee zum Blinkerhandschuh. Tippt man Daumen und Zeigefinger kurz aufeinander fängt eine Lampe am Handschuh an zu blinken und Fahrradfahrer können auch in der Dunkelheit gefahrlos abbiegen. Doch auch für Schulkinder, Skateboard- und Inlinefahrer sind die blinkenden Handschuhe geeignet, erklärt der ehemalige Ingenieur. Um den Vertrieb auszubauen benötigt der Gründer 80.000 Euro und ist bereit 20 Prozent des Startups seines Sohnes abzugeben. Wie Sohn? Wo? Der Rentner selbst hält gar keine Anteile. Wie sich herausstellt gehört die Firma zu 100 Prozent seinem Sohn. Warum dieser nicht selbst da ist, versteht niemand so recht. Vielleicht wusste er, dass sein Vater die Löwen mit seinem Charme um den Finger wickeln wird. Allen voran Judith Williams, die Teleshopping-Queen ist ganz verliebt in den Blinkerhandschuh-Erfinder. Auch die anderen Löwen sind begeistert, sowohl vom sympathischen und souveränen Auftritt des Gründers, als auch vom Produkt selbst. Sie machen sich einen Spaß daraus mit dem blinkenden Zeigefinger aufzuzeigen, um eine Frage stellen zu können. „Wenn es die auch in der Schule gegeben hätte, hätte ich mich auch öfter gemeldet“, scherzt Judith Williams.
5.000 Blinkerhandschuhe hat Harald Gerhard bereits über den eigenen Onlineshop verkauft. Da es 22 Millionen Fahrradfahrer in Deutschland gibt sei der Markt riesengroß – das Stichwort für Ralf Dümmel, oder „Mister Regal“, wie Kollege Carsten Maschmeyer ihn getauft hat. Das ideales Produkt, um sämtliche Karstadts und Penny-Märkte damit zu „pflastern“. Doch auch Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl hat Interesse an dem Blinkerhandschuh und wäre zu den genannten Bedingungen mit an Bord. Da der Rentner die Vertriebswege von Frau Wöhrl nicht wirklich kennt fällt ihm die Entscheidung leicht: Er geht den Deal mit Ralf Dümmel ein. Wir freuen uns mit, denn so sympathisch war schon lange kein Gründer mehr und so viel Lachen haben wir die Löwen auch fast noch nie gesehen.
„Sqyle macht geil“ – Die Dating-App
Die nächste Gründerin will die Löwen mitten ins Herz treffen – mit ihrer exklusiven Dating-App Sqyle. „Investorensuche ist auch ein bisschen wie Partnerschaftssuche“ meint die gebürtige Französin. Na dann mal Bonne Chance. Zunächst erklärt Wanda Egger den Namen: Eine Mischung aus Style und Qualität. „Achsooo“ murmeln die Löwen. Passend dazu das selbst gedichtete Motto von Frau Williams: „Sqyle macht geil“. 120.000 Euro hätte die 43-Jährige gerne und bietet den Löwen dafür 10 Prozent ihrer Firma. Zum Warmwerden möchte die Gründerin erst einmal wissen wer von den Löwen schon mal eine Dating-App benutzt hat. Verlegenes Schweigen folgt. Ist klar, liebe Löwen. Wanda lässt sich davon nicht irritieren und macht weiter im Programm. Es folgt ein minimal größenwahnsinniger Vergleich ihrer App mit dem iPhone. Beide hätten es geschafft einen besetzten Markt zu revolutionieren. „Sqyle ist das iPhone unter den Dating-Apps“ – wir sind gespannt, was Frank Thelen wohl dazu sagt. Erst mal nichts, er hat ja auch angeblich keine Ahnung von Dating-Plattformen.
Anspruchsvolle Menschen sind zu 23% weniger mit Dating-Apps zufrieden als andere Menschen. Deswegen will die Gründerin Sqyle exklusiv halten: Die Nutzer sollen selbst bestimmen wer aufgenommen wird. So weit, so gut. Die App soll jedoch nicht nur potenzielle Partner verbinden, sondern eine gesamte Welt rund um das Thema „Date“ aufbauen. Mit einem Concierge-Service, Smart-Juwelen und allem Drum und Dran. „Smart-Was?“, fragen sich die Löwen und wir uns auch. Die Kurzfassung: Dabei handelt es sich um echten Schmuck, den man tragen kann. Ist ein Partner in der Nähe, der zum eigenen Profil passt blinkt das Schmuckstück. 179 Euro kostet beispielsweise ein blinkender Anhänger. Nicht gerade ein Schnäppchen. Da kaufen wir uns lieber Blinkerhandschuhe für 50 Euro. Auch die Löwen sind nicht sonderlich angetan von der Idee. Im Endeffekt steigen sie alle aus, doch nicht bevor Judith Williams ein Geheimnis lüftet: Da sie sehr schüchtern ist hat auch sie einmal versucht, über die Dating-Plattform Parship die große Liebe zu finden. Oh la la. Während sie so aus dem Nähkästchen plaudert, fragt sie sich, ob sie ihr Parship-Profil überhaupt jemals gelöscht hat. „Spätestens jetzt quillt es bestimmt vor Nachrichten über“, witzelt Ralf Dümmel. Die Gründerin muss die Höhle der Löwen ohne Investment verlassen, aber wenigstens die Investoren haben ihren Spaß.
IntHim – Die Intimpflege für den Mann
Noch bevor IntHim-Gründer Francesco Indirli die Höhle betritt, sind die Löwen amüsiert. Sein Werbeplakat wirft einige Fragen auf. Zu sehen ist ein nackter Mann, dessen untere Körperhälfte von einem Leuchtkristall verdeckt wird und eine nackte Frau, die in dieser Höhe kniet und ihre Hand unter den Kristall hält. Judith Williams hofft, dass es sich um einen Leuchtstab handelt, der gleich präsentiert wird. Auch der Slogan „Live dirty, feel clean“ sorgt für Skepsis unter den Löwen. Für Diskussionsstoff hat der Gründer schon mal gesorgt. Jetzt kann der 33-Jährige ja endlich sein Produkt vorstellen: eine Pflegeserie speziell für den Intimbereich des Mannes. Die Löwen wirken peinlich berührt, doch Indirli betet unbeirrt seine „3 Fakten über Männerhaut im Intimbereich“ runter. Frank Thelen wirkt etwas röter im Gesicht als üblich und auch sonst herrscht betretenes Schweigen. Jetzt bekommt erst einmal jeder Löwe ein Intim-Set überreicht. Hoffentlich lockert sich nun die Stimmung.
Der Geruch überzeugt schon mal alle. Die Löwen haben eher Probleme mit dem „progressiven Marketing“, wie es Frank Thelen ausdrückt. Der Gründer nennt die Strategie ganz einfach „auf die 12“. So kann man’s natürlich auch ausdrücken. Francesco erklärt, dass es sich bei dem Bild eigentlich um eine „Adam und Eva-Szenerie“ handelt und die Löwen das „Storyboard“ nicht richtig verstehen. Na sieh mal einer an, er hat ja auch Buzzwords drauf. Auf Adam und Eva wären wir allerdings auch niemals gekommen. Frank Thelen ist raus, weil er „zu alt und ein Geek“ ist, wie er selber sagt. Er mag lieber Programmieren und Skateboard fahren, ist kein Partymensch und vielleicht ein bisschen spießig, erklärt er weiter, und ist deshalb raus. 100.000 Euro möchte der IntHim-Gründer übrigens im Gegenzug für 20 Prozent seiner Unternehmensanteile haben. Trotz der Kritik am Marketing haben drei Löwen Interesse: Judith Williams, Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel sehen in der Pflegelinie für den männlichen Intimbereich ein Investmentcase, fordern jedoch 40 Prozent der Anteile anstatt der ursprünglich genannten 20. Judith Williams ist die Einzige die die Marke weiter ausbauen möchte und weitere Produkte auf den Markt bringen möchte. Genau das war auch der Plan von Francesco Indirli und er entscheidet sich daher für die Kooperation mit der Kosmetik-Queen.
Biskitty – der Tortenkonfigurator
Was kommt dabei heraus, wenn sich ein Traditionsbäcker und ein Geschäftsmann zusammentun? In diesem Fall ein 3D-Tortenkonfigurator. Für ihr Torten-Startup „Biskitty“ wollen die Gründer Flavio Cuoni und Othmar Müller 100.000 Euro in der Höhle der Löwen einsammeln – Ein Viertel ihres Unternehmens würden sie einem strategischen Partner dafür abgeben. Im eigenen Onlineshop können Kuchen-Interessierte eine Torte nach ihren Wünschen gestalten. Verschiedenste Farben, Geschmäcker und Topper stehen dem Kunden dabei zur Auswahl. Exemplarisch wird der ganze Prozess einmal am Bildschirm vorgeführt und die einzelnen Schritte erklärt. Als die Torte fertig konfiguriert ist, wünscht sich Ralf Dümmel nur noch, dass sie verzehrfertig aus dem Bildschirm kommt, damit man sie auch probieren kann. Ganz so magisch wird es nicht, aber immerhin wird die Torte zur Freude der Löwen hereingetragen. Wer die Show kennt, weiß, wie sehr die Löwen es lieben verköstigt zu werden – Dementsprechend groß werden ihre Augen beim Anblick der farbenfrohen Kuchenstücke. Schmecken tut es allen schon einmal hervorragend. Insbesondere Frau Williams – Sie klaut sogar noch die Reste von den Tellern ihrer Kollegen.
Weniger angetan sind die Löwen jedoch von der Gründerkonstellation. Sie sind der Meinung, dass die Kombination aus Konditor mit eigenem Geschäft und Geschäftsmann auf Dauer schiefgehen wird. Eine „Poison-Pill“, nennt es Frank Thelen – wieder ein nettes Buzzword für alle Bingospieler. Die anderen Löwen schließen sich ihm an und die Biskitty-Gründer müssen die Höhle leider ohne Deal verlassen.
Bildquellen: © MG RTL D / Frank W. Hempel
© MG RTL D / Bernd-Michael Maurer